Was ist Schärfe?
Ein bisschen scharf oder ein bisschen stumpf gibt es nicht. Entweder verrichtet eine Schneide ihre Aufgabe korrekt, dann ist sie scharf. Oder sie durchtrennt Materialien nicht mehr sauber, dann ist sie stumpf. Wenn eine Schneide stumpf ist, muss sie geschärft werden.
Expertenwissen
Technisch definiert sich Schärfe als die perfekte Verschneidung zweier Flächen einer Klinge, entweder zweier Fasenflächen oder auch der Fasen- und Spiegelfläche einer Klinge. Der Winkel in dem diese Flächen zusammentreffen ist der Fasen- oder auch Schneidenwinkel. Die Schnittlinie der beiden Flächen bildet die Schneide, auch Schneidkante genannt.
Bei einer stumpfen Schneide treffen sich die beiden Flächen nicht mehr präzise an einem Punkt, sondern gehen in einer mehr oder minder gerundeten dritten Fläche ineinander über, die man manchmal als Lichtreflexion erkennen kann.
Um eine Schneide zu schärfen, wird von den Fasenflächen so viel Material abgetragen, dass sie sich wieder in einer möglichst präzisen Schnittlinie treffen. Dieser Materialabtrag kann mit unterschiedlichen Schärfwerkzeugen wie Wassersteinen, Diamantplatten und Schärfmaschinen erfolgen.
Je nach Zustand der Schneide wird zunächst mit einem grob gekörnten Schleifmittel begonnen. Das grobe Schleifmittel nimmt relativ viel Material in kurzer Zeit ab, hinterlässt jedoch auch eine raue Oberfläche. Die Schneidkante ist entsprechend uneben und es entsteht meist ein einseitiger Grat.
In mehreren Schritten werden deshalb die Flächen mit immer feineren Schleifmitteln bearbeitet, sodass letztendlich zwei möglichst glatte Flächen in einer geraden Kante aufeinandertreffen. Der Grat fällt bei diesem Vorgang ab. Die Schneide hat nun wieder die gewünschte Schärfe. Beide Fasenflächen treffen sich in einer exakten Verschneidung.
Ob eine Schneide scharf ist und auch scharf bleibt, beziehungsweise ob sie für eine bestimmte Arbeit geeignet ist, hängt maßgeblich vom Schneidenwinkel ab. Rasiermesser sind für ihre Schärfe berühmt. Mit 8° bis 10° haben sie mit den spitzesten Schneidenwinkel. Eine solch spitze Schneide ist jedoch nicht sehr belastbar. Normale Küchenmesser besitzen deshalb einen Schneidenwinkel von ca. 18° bis 25°. Die meisten Holzbearbeitungswerkzeuge verfügen über einen Schneidenwinkel zwischen 23° bis 35°. Die größten Schneidenwinkel besitzen Scheren mit 55° bis 60° und Schaber mit bis zu 75°.